5 Zusammenschaltung von Widerständen
5.5 Gruppenschaltung
Bei der Gruppenschaltung (gemischte Schaltung) sind unterschiedliche
Bauelemente sowohl in Serie als auch parallel geschaltet. In dieser kann
es aber auch Schaltungsteile geben, die dreieck- oder sternförmig miteinander
verdrahtet sind. In diesen Fällen ist eine Berechnung mit den Gesetzen der
Serien- und Parallelschaltung nicht direkt möglich. Es muss zunächst eine
Umwandlung der Schaltungsteile von der Dreieck- in die Sternschaltung bzw.
von der Stern- in die Dreieckschaltung vorgenommen werden.
Wir werden an dieser Stelle lediglich Gruppenschaltungen betrachten,
die sich aus Serien- und Parallelschaltungen zusammensetzen.
In Bild 9 ist eine Gruppenschaltung mit gegebenen Widerstandswerten dargestellt,
die von einem Gleichspannungsgenerator mit einer Spannung von 9 V gespeist
wird.
Bild 9: Unbekannte Ströme und Spannungen in
einer Gruppenschaltung
Wie verteilt sich die Eingangsspannung von 9 V auf die einzelnen Widerstände
und welche Ströme fließen in den einzelnen Leitersträngen?
Diese Frage könnte selbst ein Experte nur sehr ungenau beantworten. Er
würde sich die Schaltung ansehen und die einzelnen Werte grob im Kopf überschlagen.
Wir wollen es mit den bis jetzt erworbenen elektrotechnischen Kenntnissen
genau ausrechnen und das ist nicht allzu schwer, wenn systematisch vorgegangen
wird.
Zunächst einmal fällt auf, dass der in die Schaltung fließende Strom
nicht bekannt ist. Er ließe sich aber einfach mit dem ohmschen Gesetz berechnen,
wenn die Schaltung nur aus einem bekannten Widerstand bestehen würde, der
direkt vom Gleichspannungsgenerator gespeist wird.
Das erste Ziel muss daher sein, aus den bekannten Widerstandswerten den
Gesamtwiderstand Rg (Ersatzwiderstand) zu bilden. Bild
10 zeigt, wie alle Widerstände der Gruppenschaltung schrittweise mit Hilfe
der Rechenregeln für die Reihen- und Parallelschaltung von Widerständen
zu einem Widerstand zusammengefasst werden und damit eine einfache Ersatzschaltung
entsteht.
Bild 10: Schrittweises Zusammenfassen der Widerstände
in der Gruppenschaltung
Für jeden Schritt werden nun die einzelnen Widerstandsgrößen berechnet.
1. Berechnung der Serienschaltung R2,
R3 und R4 (R234)
2. Berechnung der Parallelschaltung R5 ||
R234 (R2345)
3. Berechnung der Serienschaltung R1,
R2345 und R6 (Rg)
Mit der Berechnung des Gesamtwiderstandes wurde die Voraussetzung geschaffen, um das zweite Ziel – die Berechnung aller Ströme und Spannungen – zu erreichen. Dazu muss
nun der umgekehrte Weg gegangen und die vereinfachte Ersatzschaltung schrittweise
zur ursprünglich gegebenen Gruppenschaltung zurück geführt werden. In Bild
11 sind die einzelnen Berechnungsschritte dargestellt.
Bild 11: Schrittweise Berechnung der Ströme
und Spannungen in der Gruppenschaltung
Für jeden aufgeführten Schritt werden nun die Ströme und Spannungen berechnet.
1. Berechnung des Gesamtstromes I mit U und
Rg
2. Berechnung der Teilspannungen U1,
U5 und U6 mit I sowie R1,
R2345 und R6
Mit Hilfe der Maschenregel soll nun geprüft werden, ob die Spannungen
korrekt berechnet wurden. Die Summe der berechneten Teilspannungen muss
der Generatorspannung entsprechen.
Das Ergebnis zeigt, dass unsere bisherige Berechnung stimmt.
3. Berechnung der Teilströme I1 und I2
mit U5 sowie R5 und R234
Auch an dieser Stelle soll eine Überprüfung der Ergebnisse vorgenommen
werden. Diesmal mit Hilfe der Knotenregel. Die Summe der Teilströme, muss
den Gesamtstrom ergeben.
Aufgrund der Rundung der berechneten Werte tritt eine sehr geringe Differenz
zwischen den Werten auf. Der Fehler ist aber sehr klein und nicht relevant.
4. Berechnung der Teilspannungen U2,
U3 und U4 mit I1
sowie R2, R3 und R4
Die Summe dieser Teilspannungen muss genauso groß sein, wie die Spannung
U5.
Auch hier tritt eine geringfügige und damit vernachlässigbare Abweichung
durch die aufgerundeten Teilergebnisse auf.
Damit ist die Anfangsfrage der Betrachtungen zur Grupppenschaltung beantwortet
und alle Ströme und Spannungen in der Schaltung berechnet.
Wenn Sie diese Gruppenschaltung z. B. mit Hilfe eines Experimentierboards
aufbauen, können Sie – mit nur geringen Abweichungen – die Ströme und Spannungen
messen, die hier berechnet wurden.
Ich hoffe, Sie haben erkannt, dass für die Ermittlung der Ströme und
Spannungen nur wenige Gleichungen notwendig waren und dass diese Ihnen zugleich
die Möglichkeit bieten, Ihre Ergebnisse zu jedem Zeitpunkt der Berechnung
selbst zu überprüfen. Nutzen Sie diese Möglichkeiten, damit Sie frühzeitig
Fehler erkennen.